1930

Flugkapitän Benjamin Mendez erreicht am 02.01.1929 das Endziel seines Goodwill-Fluges, die kolumbianische Hauptstadt Bogota.


Am 27.01.1929 wurde der Flugverkehr nach Peru offiziell eingestellt. Ab Mai 1929 beförderte die PANAGRA Post von Guayaquil nach Paita und später weiter nach Valparaiso. Damit waren eine großzügige Nord- und Südausdehnung der internationalen Streckennetze der kolumbianische Fluggesellschaft gescheitert. Demzufolge begann man sich also wieder mehr auf das Inland zu konzentrieren.


Die Beziehungen zu den USA sollten dennoch verbessert werden. Am 23.02.1929 wurde ein weiteres Abkommen getroffen. Nunmehr wurde rechtlich geklärt, dass die USA entlang der Pazifikküste oder über dem Territorium Kolumbiens fliegen kann, ohne sich jedoch in den innerkolumbianischen Luftverkehr einzumischen. Im Gegenzug darf die Scadta die Kanalzone anfliegen, jedoch nicht überfliegen. Auf dieser Basis wurde am 03.04.1929 die Strecke Barranquilla - Cartagena - Cristobal eröffnet. Auf dem Rückflug konnte keine Post mitgenommen werden, obwohl sie vorbereitet war. Die US-Amerikaner besaßen das ausschließliche Recht, Post aus der Kanalzone zu befördern.


Gleichzeitig konnte man nun ohne Angst vor Konkurrenz alles in Angriff nehmen, um neue Fluglinien im Süden Kolumbiens zu erschließen. Begonnen wurde diese neue Phase des innerkolumbianischen Luftverkehrs mit dem symbolträchtigen Erstflug von Girardot zur Hauptstadt Bogota am 23.07.1929. Da der Flug nicht in der Presse angekündigt war, sind nur ca. 15 Belege befördert worden. Der Rückflug erfolgte am selben Tag. Schon eine Woche später wurde am 01.08.1929 ein sehr wichtiger Erkundungsflug von Bogota nach Cali durchgeführt. Am selben Tag transportierte die Scadta zum ersten Mal Post von Barranquilla nach Panama. Es sind nur zwei Belege bekannt. Am 13.09.1929 wird die interozeanische Linie von Buenaventura nach Cristobal erweitert. Nach ca. einem Monat folgt am 23.10.1929 der Erstflug von Bogota nach Ibague. Der Rückflug wird am selben Tag vorgenommen. Zwei Monate später schloss sich am 21.12.1929 der Erstflug Bogota - Armenia - Buga an, sodass alle größeren Städte westlich von Bogota mit dem Flugzeug erreichbar waren.


In Bogota wird der neue Flughafen „Aeropuerto Techo“ eingeweiht. Er bestand 30 Jahre bevor er 1959 durch den größeren Flughafen „Aeropuerto Eldorado“ ersetzt wurde.


Im Zusammenhang mit den durchgeführten und noch geplanten Erweiterungen des Flugnetzes konnte die Scadta nicht auf Kontakte mit den USA verzichten. Der Druck durch die von der US-Regierung geförderte US-amerikanische Konkurrenz wurde immer größer. Daher traf sich Dr. Peter Paul von Bauer im Oktober 1929 zum ersten Mal mit dem kolumbianischen Konsul in den USA, dem Direktor der US-amerikanischen Fluggesellschaft PAA Mr. John Terry Trippe und einem Regierungsvertreter der USA in Washington zu einem Gespräch.


Der in der Finanzwelt als Schwarzer Freitag bezeichnete 29.10.1929 stürzte die Weltwirtschaft in eine große Krise. Innerhalb weniger Stunden verloren die Aktien an der New Yorker Börse 90 % ihres Wertes. Auch die Scadta war als Aktiengesellschaft davon betroffen. Damit wurde die Verbesserung der finanziellen Situation auf der einen Seite und notwendige Modernisierungen des Flugzeugparks (um der US-amerikanischen Konkurrenz Paroli bieten zu können) auf der anderen Seite immer dringlicher. Die leitenden Angestellten der Scadta verzichteten auf bedeutende Teile ihres Lohnes. Eine Lösung des Problems war es jedoch nicht.

1929

Das neue Jahr begann mit den alten Problemen. Letztlich blieb nur ein Arrangement mit der PAA, um dem drohenden Konkurs zu entgehen. Dies erkannte Dr. Peter Paul von Bauer, der ja bekanntlich die Aktienmehrheit hielt, sodass er seine Gespräche vom Vorjahr im Februar 1930 in Washington fortsetzte. Letztlich wurde auch für dieses zweite Treffen am 15.02.1930 strengstes Stillschweigen über deren Inhalte vereinbart. Die PAA gewährte der Scadta ein Darlehen von 300.000 US-Dollar. 200.000 US-Dollar wurden am 25.03.1930 ausgezahlt, die Restsumme am 01.05.1930. Der Tilgungsplan begann am 01.08.1931 und endete 1936 mit einer jährlichen Verzinsung von 8 %. Als Sicherheit hatte die Scadta 5.000 Scadta-Aktien bei einer New Yorker Bank zu hinterlegen. Im Gegenzug verzichtete die Scadta auf ihre internationalen Linien. Damit konnte die PAA in Ruhe ihre Expansion in ganz Amerika vorantreiben. Deshalb gestand sie der Scadta auch ein, dass sie weiterhin keine innerkolumbianischen Routen unterhalten wird. Ob eine Kaufoption von einem Drittel der Scadta-Aktien in dem Zusammenhang gleichfalls vereinbart wurde, ist nicht ganz sicher.


Als Ausdruck für die neuen Beziehungen fand am 10.02.1930 ein gemeinsamer Erstflug von Guayaquil nach New York statt. Die Scadta beförderte die Post bis zur Kanalzone. Dort wurde sie der PAA übergeben, die anschließend diese nach New York transportierte. Damit die Unkosten der Fluggesellschaften vom Absender vollständig bezahlt wurden waren nunmehr auch Briefmarken der Kanalzone an den Scadta-Postschaltern käuflich zu erwerben. Damit begann eine weitere philatelistische Besonderheit Realität zu werden: Jeder Luftpostbrief, der die Kanalzone überqueren sollte, musste neben den Nationalmarken auch mit den Marken der Scadta und den Luftpostmarken der Kanalzone frankiert sein: praktisch eine Drei-Länder-Frankatur.


Einen Tag vor diesem Ereignis wurde ein ekuadorianischer Inlandsflug von Quito nach Latacunga durch die Scadta unternommen. Es war der Versuch, den Umsatz in Ekuador zu steigern, denn die ekuadorianische Scadta-Fluglinie litt genau so unter den Folgen der Weltwirtschaftkrise.


Am 16.02.1930 starb Wilhelm von Burchardt den Fliegertod. Weitere Einzelheiten sind bisher nicht bekannt.


Am 13.06.1930 veranstaltete der bekannte kolumbianische Flugkapitän Benjamin Mendez einen Gedenkflug zu Ehren des 100. Geburtstages von Marshall Sucre. Die Flugstrecke führte von der ekuadorianischen Hauptstadt Quito über Latacunga nach Bogota. Am 28.12.1930 dann musste die Scadta aus wirtschaftlichen Gründen, aber wahrscheinlich auch wegen des Geheimabkommens mit der PAA den Flugbetrieb in Ekuador aufgeben. Die Post des Letztfluges in Richtung Barranquilla wurde mit einem Sonderstempel versehen.


Ab dem 03.12.1930 beförderte die PAA Post aus Lateinamerika kommend von Cristobal direkt über die Karibische See nach Jamaika und Kuba zum Endziel Miami auf Florida. Kolumbianische Anschlusspost aus Barranquilla datiert vom 29.11.1930. Dadurch konnte die Beförderungszeit enorm verkürzt werden.


Im Jahre 1930 begann die US-Regierung den Druck auf die kolumbianische Regierung zur Enteignung der Scadta zu verstärken. Der US-amerikanische Präsident Roosevelt behauptete in einer Rede, dass in Kolumbien heimlich Start- und Landebahnen in unmittelbarer Nähe Panamas gebaut worden sind. Diese Aussage war zu dem Zeitpunkt unwahr. Gleichfalls im Jahre 1930 erreichte Dr. Peter Paul von Bauer in Gesprächen mit der kolumbianischen Regierung, dass die kolumbianische Luftpost in die Hände des Staates gelegt werden wird. Der Scadta wurde erlaubt, diese zu kontrollieren und zu verwalten.

Entweder noch 1930 oder erst 1931 kaufte Dr. Peter Paul von Bauer das Aktienpaket seines Bruders auf. Dadurch wurde er praktisch zum Alleininhaber der Fluggesellschaft. Von Bauer wollte die Fluggesellschaft modernisieren und reiste abermals nach den USA. Diesmal ging es zuerst zum Automobilhersteller Henry Ford. Sein großes Unternehmen baute inzwischen auch erfolgreiche Flugzeuge. Nach vielen Zwiegesprächen musste von Bauer jedoch erfahren, dass Ford ihm keine Flugzeuge verkaufen könne, weil die vom amerikanischen Staat geförderte PAA ansonsten keine Flugzeuge bei ihm kaufen würde. Damit geriet von Bauer in eine Zwickmühle: Er musste modernisieren um konkurrenzfähig zu bleiben, konnte aber keine geeigneten Maschinen ohne dem Wohlwollen der PAA erhalten.


Auf dieser Grundlage musste er ein drittes Treffen in Washington zur Rettung der Fluggesellschaft und der dortigen Arbeitsplätze arrangieren. Die Aktienmehrheit von insgesamt 84,4% ging nun auf die PAA für Bargeld (445.470,82 USD) und PAA-Aktien (23.000 Stück zu dem damaligen Handelspreis von 696.523,45 USD) über. Dr. von Bauer hatte die gigantische Summe von 1,142 Million US-Dollar verlangt. Auch hier wurde wieder tiefstes Stillschweigen vereinbart. Deshalb verblieb das Stimmrecht über die veräußerten Anteile weiterhin bei von Bauer. Er konnte die Gesellschaft ohne Beeinflussung von außen weiter führen. Sollte diese Abmachung nicht mehr geheim sein, so verliert von Bauer Stimmrecht und Leitungsfunktion. Mit diesem zweiten Abkommen vermied Dr. Peter Paul von Bauer es, dass sein Name in Verruf geriet. Die PAA sicherte sich die Mehrheit über den größten Konkurrenten in Südamerika und zudem über ein Unternehmen, in deren Heimat gegenwärtig antiamerikanische Stimmungen herrschten. Diese waren durch aufgedeckte Bestechungen größeren Umfangs durch die United Fruits Co. bei Politikern und Beamten der Stadt Santa Marta entstanden. Das genaue Datum dieses Geheimtreffens ist nicht bekannt.


Diese Finanzspritze wird wohl die Grundlage dafür gewesen sein, dass die Scadta noch 1931 oder im Folgejahr insgesamt 15 Flugzeuge des Typs Ford Trimotor 5 AT kaufte. Es handelt sich hierbei ausnahmslos um Landflugzeuge. Ihr Einsatz verzögerte sich jedoch, da notwendige Start- und Landebahnen sowie dazugehörige Gebäude erst noch errichtet bzw. ausgebaut werden mussten (ein Indiz dafür, dass der Kauf nicht langfristig geplant war). Parallel dazu musste das auf Wasserflugzeuge geschulte Personal auf die neue Technik umlernen. Auch dafür wurden eine unbekannte Anzahl Sikorsky S 38, die als Bindeglied zwischen Wasser- und Landflugzeuge gelten, gekauft. Den Bau der Flugplätze finanzierte übrigens die kolumbianische Regierung, da hiermit die Fluggesellschaft überfordert wäre. Die Leitung und Verwaltung der neuen Flugplätze lag jedoch in der Verantwortung der Scadta. Zu dem wichtigsten Flugplatzneubau gehörte der Bau des Flugplatzes „Soledad“ mit Terminalgebäude, Aussichtsplattform und Landebahnen in Barranquilla. Er wurde das Zentrum zur Instandhaltung von Scadta-Flugzeugen. Mit dem Bau von „Soledad“ ging der alte Scadta-Flughafen Veranillo an den Staat über. Heute ist er Teil der Schule für Seeoffiziere. Erst ab Dezember 1959 wurde die Bedeutung von „Soledad“ durch den Neubau des Flugplatzes „Eldorado“ in Bogota geschmälert.


Im Februar 1931 wurde durch das Dekret 362 des kolumbianischen Staates die Verstaatlichung der kolumbianischen Luftpost auf den 01.01.1932 festgelegt.


Am 15.06.1931 wurde das Ende der Zwangsverwendung von Kanalzonenmarken eingeläutet. An diesem Tag begann der Direktflug Bogota - Barranquilla - Kingston (Jamaika) - Miami (USA) und zurück. Im Vorfeld dieses Ereignisses wurden u. a. Ankündigungsblätter gedruckt und verteilt. Eingeschriebene Briefe mussten bis 15 Uhr und Normalbriefe bis 16 Uhr aufgegeben werden. Es müssen sehr viele der Erstbriefe befördert worden sein, denn im Handel werden sie häufig angeboten.


Im Dezember 1931 schreib die New York Times, dass die PAA den überwiegenden Teil der kolumbianisch-deutschen Fluggesellschaft Scadta besäße. Diese Nachricht wurde von kolumbianischer Seite aus dementiert.


Am 31.12.1931 lief der Vertrag der Fluggesellschaft mit der kolumbianischen Regierung aus. Dies bedeutete, dass die Fluggesellschaft nach diesem Datum keine eigenen Briefmarken mehr herausgeben und verkaufen darf. Statt dessen wurde die staatliche Behörde ADELCA geschaffen, die diese Aufgabe übernahm. Die Scadta erhielt ab 1932 benötigte Briefmarken von ihr. Sie konnte 98 % des Nennwertes der verkauften Marken behalten.


1931

Die vorhandene Restauflage der letzten Scadta-Marken wurden mit „Correo Aereo“ überdruckt und in den Publikumsverkehr gebracht.


Am 27.06.1932 wurde die Linie Bogota - Buenaventura eröffnet, sodass damit die Hauptstadt des Landes mit der Pazifikküste direkt verbunden war. Der Rückflug erfolgte einen Tag später. Es sind sehr viele Erstflugbriefe von Herrn Jose de Sonntag bekannt.


Im Jahre 1932 wurde eine neu in Dienst gestellte Sikorsky S 38 auf den Namen des berühmten Fliegerpioniers Hellmut von Krohn getauft. Dies geschah aller Voraussicht nach zu seinem 8. Todestag (05.06.) oder zu seinem Geburtstag.


Am 01.09.1932 wurde der Grenzkonflikt zu Peru in Nähe der Hafenstadt Leticia in Medellin bekannt gegeben. Zu dem Zeitpunkt landete dort der Scadta-Pilot Herbert Boy. Er erhielt sofort bei Ankunft ein Telegramm des kolumbianischen Präsidenten mit Bitte um sofortige Rückkehr nach Bogota. Dort am selben Tag angekommen wurde er vom kolumbianischen Kriegsminister Carlos Uribe Gaviria und vom Scadta-Geschäftsführer in Bogota, Herrn Kühl, empfangen. In den folgenden Gesprächen ging es um einen sofortigen Aufklärungsflug. Die Grenzstadt lag völlig isoliert in unerschlossenem Gelände. Flugzeuge flogen noch nie diese Strecke. Funkkontakte gab es aufgrund fehlender Bodenstationen gleichfalls nicht. Man hatte als Navigationshilfe nur den Kompass. Im weiteren Verlauf wurden die Piloten Hans Werner von Engel und Herbert Boy vom Dienst in der Scadta befreit und der Armee im Range eines Hauptmanns (von Engel) und eines Obersts (Boy) unterstellt. Beide wurden von General Vasquez Cobo befehligt. Sie hatten kolumbianische Piloten an Scadta-Maschinen vom Typ Sikorsky S 38 auszubilden, da die 1932 im Aufbau begriffenen kolumbianischen Luftstreitkräfte noch über keine Kampfflugzeuge verfügten. Die Erfahrungen der alten Weltkriegsflieger kamen der kolumbianische Regierung bei der Errichtung von Flugplätzen und bei der Beschaffung von Material und Personal nun zu Gute. In Girardot wurden drei Junkers F 13 zu Kampfflugzeugen umgerüstet. Sie waren zuvor der Regierung verkauft worden. In den USA wurden Maschinen des Typs Curtiss gekauft. Zwei alte Schiffe (ein Mittelmeerkreuzfahrtschiff und eine alter französischer Dampfer) wurden zu Kriegsschiffen umgerüstet. Die Vorbereitungen zur Herstellung des alten status quo (Peru hatte die kolumbianische Stadt erobert) gingen flott voran. Peru wusste nicht, dass Kolumbien Kampfflugzeuge besaß und so war in den ersten Attacken das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.


Am 15.12.1932 starb Gunther Klotz den Fliegertod. Weitere Einzelheiten sind bisher nicht bekannt.


1932

Am 11.02.1933 erging der Befehl zur Rückeroberung. In den Folgetagen konnte insbesondere Oberst Boy wichtige Teilsiege erringen, sodass er nach Ende des Konfliktes einen staatlichen Orden für seine Verdienste um Kolumbien bekam. Beispielsweise schlugen er, von Oertzen, von Engel, Gomez und Diaz einen Flugangriff der Peruaner am 28.03.1933 erfolgreich zurück, sodass Verluste der Bodentruppen unterblieben. Ab 25.05.1933 wurde der Konflikt von beiden Seiten, auch unter dem Einfluss des Völkerbundes, für beendet erklärt. Die kolumbianische Luftwaffe (sie umfasste am Ende des Konfliktes 60 Maschinen und war daher die größte in Südamerika) hatte zusammen mit den Scadta-Mitarbeitern während des sechsmonatigem Konfliktes insgesamt nur 12 Tote zu beklagen (4 Piloten, 4 Mechaniker, 3 Kolumbianer und 1 Deutscher), dabei niemand im Gefecht. Es wurden vier Flugzeuge verloren, davon eine Junkers F 13 (der Rest waren amerikanische Flugzeugtypen, die nicht bei der Scadta vorhanden waren). Ob diese F 13 der Scadta gehörte ist bisher nicht bekannt.


Die Flugzeuge des Typs Ford Trimotor A 5 werden ab diesen Jahres zum größten Teil auf der Strecke Bogota - Medellin eingesetzt.


1933