Wahrscheinlich zu Beginn oder Mitte des Jahres 1939 bestand die Scadta darauf, dass jedem deutschen Piloten während eines Fluges ein kolumbianischer Kopilot der kolumbianischen Luftwaffe als Begleitung beigesetzt wird. Dadurch versuchte die Gesellschaft, der US-amerikanischen Hysterie entgegen zu wirken, die deutschen Mitarbeiter der Scadta seien alle Nazi-Agenten mit dem Auftrag, den Panamakanal zu bombardieren. Die in Genf erscheinende „La Tribune de Geneve“ vom 22.09.1939 (also kurz nach Kriegsausbruch), vermutete diplomatische Verhandlungen zwischen State Department und  kolumbianischer Regierung, dass deutsche Piloten nicht in Richtung Panamakanal fliegen dürfen. Weiterhin wollte man den finanziellen und personellen deutschen Einfluss beseitigt wissen, um einer drohenden Bombardierung durch vier Scadta-Bomber (gemeint waren wohl die 4 Transportflugzeuge des Typs Junkers Ju 52) zu verhindern. Im Übrigen wollte man die Namensliste aller deutschen Mitarbeiter, deren Zahl die Amerikaner auf ca. 100 schätzten.


Am 17.01.1939 starben Max Zimmer, Walter Wend und Hermann Fellner den Fliegertod. Weitere Einzelheiten sind bisher nicht bekannt.


Am 15.03.1939 starben Ulrich Schneider und Gerhard Frobel den Fliegertod. Weitere Einzelheiten sind bisher nicht bekannt.


Der erste Direktflug Kolumbien - Europa über New York wurde am 20.07.1939 erfolgreich durchgeführt.


Im September 1939 gleich nach Ausbruch des Krieges besuchte ein hochrangiger Vertreter der PAA, Herr George Rihl, Kolumbien, um die deutschen Mitarbeiter aus der Scadta entfernen zu lassen. Der kolumbianische Präsident Santos erfuhr davon und verhinderte diesen Schritt, da Kolumbien den Deutschen in der Scadta viel zu verdanken habe. Letztlich wurde sich darauf geeinigt, dass alle deutschen Mitarbeiter, die weniger als fünf Jahre bei der Scadta beschäftigt waren, entlassen werden sollten.


Am 10.10.1939 starb Herbert Laasch den Fliegertod. Weitere Einzelheiten sind bisher nicht bekannt.


Im Oktober 1939 kaufte die Fluggesellschaft ihr erstes Flugzeug des Typs Douglas DC-3, welches bei einer Reichweite von über 2.000 Kilometer für Langstrecken eingesetzt werden konnte.


Im Herbst oder Winter des Jahres 1939 ging die Ford Trimotor A 5 „Leticia“, die in den Dienst der wissenschaftlichen Abteilung gestellt war, während einer Expedition verloren. Mit an Bord waren die besten Männer der Abteilung, sodass diese aufhörte zu existieren. Die US-Amerikaner verbreiteten das Gerücht, dass das Flugzeug auf direktem Wege zur Deutschen Wehrmacht sei, um Fotografien des Panama-Kanals zu übergeben. Erst viele Jahre später fand man das Wrack mitten in den Anden in Nähe des kleinen Ortes Sumapaz. Damit war klar, dass sich die Insassen an ihren Auftrag gehalten hatten.

1939

1940

Zu Beginn des Jahres 1940 waren von den ca. 800 Mitarbeitern der Scadta rund 150 Personen Deutsche. 85 von ihnen besaßen leitende Funktionen.


Anfang 1940 brach Juan Terry Trippe sein Schweigen über das Geheimabkommen mit von Bauer. Die ganze Welt erfuhr nun, dass die Scadta seit neun Jahren der PAA gehörte.


Am 08.01.1940 erfolgte die Verschmelzung von Scadta und Saco durch Ratifizierung ihrer Anteilsbesitzer. Gleich danach begann eine zweite Entlassungswelle zur endgültigen „Entgermanisierung“ der Fluggesellschaft. Der Druck auf das deutsche Personal war zu dem Zeitpunkt unerträglich. Infolge dessen verließ Ende Januar 1940 Dr. Peter Paul von Bauer seinen Posten als leitender Direktor der Scadta. Innerhalb des folgenden Monats legten Albert Tietjen (leitender Direktor nach von Bauers Kündigung), Hermann Kühl (Manager und Vizepräsident), Wilhelm Schnurbusch (technischer Direktor) und andere gleichfalls ihre Arbeit nieder. Übrigens wurden auch andere Deutsche, die in Kolumbien zu dem Zeitpunkt lebten und arbeiteten, des Landes verwiesen, wie z. B. Herr Heinrich Ahrens mit Frau und Kind von der Banco Aleman.


Ungefähr 80 Mitarbeiter deutscher Nationalität verblieben noch, da man die entstandenen Lücken nicht ausnahmslos mit Personal ohne Kenntnis der Gegebenheiten ersetzen konnte. Darunter waren (wahrscheinlich) sieben der zwölf leitenden Beamten, 21 Piloten und 15 Flugmechaniker. Der für seinen Drang, die Deutschen aus der Scadta zu entfernen, bekannt gewordene Georg Rihl und ein weiterer hochrangiger PAA-Vertreter entwarfen in Bogota Pläne zur Übernahme der Scadta. Danach sollte der gebürtige Puerto Ricaner Bill Del Valle ohne Kenntnis seiner Frau nach Barranquilla gehen, um in die Dienste der Scadta zu kommen. Er kannte aus früheren Zeiten Wilhelm Schnurbusch persönlich, seine Muttersprache war aufgrund seiner Herkunft spanisch und er sah natürlich wie ein Südamerikaner aus. Es gelang ihm innerhalb kützester Zeit, Leiter des Wartungsdienstes in Barranquilla zu werden. Dadurch erhielt er die Möglichkeit, die Scadta auszuspionieren. Er flog viele Linien der Scadta ab, um Dienstpläne, Routen und benötigte Materialien in Erfahrung zu bekommen.


Ein tragischer Verkehrsunfall mit 12 Todesopfern erfolgte am 27.02.1940 mit einer zweimotorigen Boeing 247 im Verlaufe einer Notlandung wahrscheinlich aufgrund schlechter Sicht 16 Kilometer vor Bucaramanga. Es starben der kolumbianische Flugkapitän Herr Alberto Fernandez und sein Kopilot Herr Heinz Neubauer.


Im März 1940 gab der kolumbianische Präsident seine Zustimmung zur endgültigen „Entgermanisierung“ der Scadta.


Am 21.05.1940 erhielt De Valle ein Telegramm aus New York mit dem Auftrag umgehend dorthin zu reisen. Hier sollte er einen Tag später die restlichen 35 PAA-Mitarbeiter für die Übernahme der deutschen Posten auswählen. Zusammen mit den übrigen 50 Personen verließen 85 als Touristen getarnte PAA-Mitarbeiter in Barranquilla die Maschine. Sie verteilten sich auf verschiedenen Hotels der Stadt mit der Auflage, sich in der Öffentlichkeit nicht zu zeigen. Rhil gab Trippe Bescheid, dass alles für den 12. Juni vorbereitet sei.


Am 10.06.1940 begannen zwei spanisch sprechende Sekretärinnen damit, die Kündigungen für das letzte deutsche Scadta-Personal zu tippen. Am 12.06.1940 wurde um 14 Uhr im Hotel „Del Prado“ der Beschluss gefasst, dass die Aktion um 17 Uhr starten solle. Gegen 16 Uhr setzte Del Ville eine Dienstbesprechung in seinem Büro an. Es ging zunächst um Fragen der Maschinenwartung, dann um interne Probleme und letztlich gegen 17 Uhr erklärte er, dass Krieg sei und daher alle Deutschen entlassen werden müssten. Das Gelände war zum gleichen Zeitpunkt von Militär umstellt. Die deutschen Mitarbeiter erhielten ihr Kündigungsschreiben. Ihnen wurde verboten, die Diensträume der Scadta weiterhin zu betreten. Zurück kehrende Piloten und anderes Flugpersonal erhielten ihre Kündigung sofort nach Verlassen der Maschinen. Alle Deutschen erhielten zusammen mit ihrer Kündigung die Hälfte der bis zum Vertragsende laufenden Bezüge, sowie ein Monatsgehalt pro Arbeitsjahr. Weiterhin hatten sie die Möglichkeit, auf Kosten der PAA innerhalb von zwei Jahren nach Deutschland oder in ein anderes Land ihrer Wahl zu reisen. Einzig die Abwicklung der Scadta zur Überführung in die neue Fluggesellschaft übernahm Finanzdirektor Georg Roppel.


Am 14.07.1940 wurde die AVIANCA als Nachfolgegesellschaft der Scadta offiziell gegründet. Die Satzung der neuen Gesellschaft wurde von einem Notar beglaubigt. Von den 85 PAA-Ersatzmitarbeitern blieben viele nicht lange. Sie waren zu schlecht auf die Verhältnisse in Kolumbien vorbereitet worden, konnten sich mit der Landessprache nicht anfreunden oder vermissten ihre Familienangehörigen.


Am 23.08.1940 verließen ca. 20 ehemalige Mitarbeiter und Angehörige das Land mit dem japanischen Dampfer „SS Yasukumi Maru“ Richtung Yokohama. Auf Befehl Hitlers wurden sie dort von Gestapo-Leuten empfangen und nach Deutschland gebracht.


Am 08.10.1940 wurden die verbliebenen 80 deutschen Scadta-Mitarbeiter in einer dritten Entlassungswelle fristlos gekündigt und gegen nordamerikanisches Personal ersetzt. Eine Woche später, am 14.10.1940, erfolgte dann die Umbenennung der Scadta in Avianca. In dem Zusammenhang musste die PAA ihr Aktienanteil von 84,4 % auf 64 % senken. Der kolumbianische Staat übernahm von den jetzt freien Anteilen 15 %.


Am 29.10.1940 verließen ungefähr zwanzig ehemalige Mitarbeiter das Land mit dem Dampfer „Helgoland“ vom Hafen Puerto Colombia ohne Erlaubnis der kolumbianischen Behörden. Die überwiegende Anzahl jedoch verblieb trotz der Schikanen und des Verlustes ihres Arbeitsplatzes in Kolumbien. Viele hatten inzwischen Kolumbianerinnen geheiratet oder die kolumbianische Staatsbürgerschaft angenommen. Zwei ehemalige Mitarbeiter, die Scadta-Piloten Hans Hoffmann und Fritz Herzhauser, hatten in dem spärlich bevölkerten Osten des Landes eine kleine Flugtransportgesellschaft ohne festen Flugplan mit dem Namen ARCO gegründet.