Nachdem einige Gespräche über die Errichtung einer Fluglinie zwischen Barranquilla und der Hauptstadt Bogota geführt worden sind, gründen drei deutsche und fünf kolumbianische Geschäftsleute am 05. Dezember 1919 die Scadta. Dieses Ereignis ist in der öffentlichen Schrift Nummer 2374 notariell beglaubigt worden. Jedes Gründungsmitglied zahlte 100 Pesos als Beteiligung ein. Ziel war es, die traditionelle Verkehrsverbindung mit Flussdampfern, welche zwischen 10 und 14 Tagen für die Strecke benötigten, mit einer Flugverbindung von wenigen Stunden zu ergänzen. Dies würde die Kommunikationsmöglichkeiten des Landesinneren mit der Küste und dem Ausland regelrecht revolutionieren. Die Bedingungen waren also mehr als günstig. Hinzu kommt, dass durch geschäftliche Verbindungen mit Deutschland ehemalige Fliegeroffiziere, Ingenieure, Funker und Mechaniker des ersten Weltkrieges und Beziehungen zu deutschen Partnern sowie Herstellern eine gute Grundlage bilden, um die Fluggesellschaft zu einem Erfolg werden zu lassen. Nach diversen Kapitalaufstockungen auf insgesamt 100.000 Goldpesos (ca. 100.000 US-Dollar) konnte die Gesellschaft am 19.12.1920 als Aktiengesellschaft in das Handelsregister von Barranquilla eingetragen werden.

1919

Kapital- und Personalbeschaffung sind die ersten Aufgaben der neuen Gesellschaft. Ernesto Cortissoz übernahm als Vorstandsvorsitzender der Scadta die Aquirierung neuer Gesellschafter in Kolumbien. Die Gesellschaft wurde in dieser Zeit von Albert Tietjen geleitet. Das Gründungsmitglied Werner Kämmerer fährt im Auftrag der Gesellschaft nach Deutschland. Hier wurden am 13.04.1920 zwei F 13 der Junkers Flugzeugwerke gekauft. Zu dem Zeitpunkt waren es weltweit die ersten Ganzmetallflugzeuge mit Erstflug im Jahre 1919. Man erhoffte sich, dass dadurch im Gegensatz zu den Holzflugzeugen eine bessere Tropentauglichkeit möglich wurde. Gleichzeitig wollte man die F 13 mit Schwimmern statt Rädern geliefert bekommen, da der kolumbianische Staat die Fluggesellschaft nicht unterstützen konnte und durch die geografischen Gegebenheiten der Magdalenen-Fluss als natürliche Start- und Landebahn Investitionen sparen half. Junkers hatte ein sehr großes Interesse an einer Geschäftsverbindung mit der Scadta, um dort gewonnene Erfahrungen in seine Konstruktionen einfließen lassen zu können. Am 10.06. 1920 wurden die beiden Flugzeuge geliefert. Mitte Juli wurden sie versandfertig in Kisten verpackt und auf dem Seeweg nach Südamerika verschifft.


Parallel zu diesen Aktivitäten konnte Werner Kämmerer drei für die Scadta sehr bedeutsame Personen für die Gesellschaft gewinnen. Dies waren Hellmut von Krohn (Weltkriegsflieger) als späterer Flugpionier, Fritz Hammer (Weltkriegsflieger) als späterer Chefpilot und Wilhelm Schnurbusch (Techniker und erfahrener Luftschiff-Ingenieur) als späterer technischer Direktor. Alle drei reisten zusammen mit den Kisten und Herrn Kämmerer nach Kolumbien.


Am 04.08.1920 trifft der holländische Dampfer „Chrijnssen“ in Puerto Colombia, 17 Kilometer nördlich von Barranquilla, mit den Flugzeugteilen ein. Eine Weiterfahrt nach Barranquilla war aufgrund des Tiefgangs damals nicht möglich. Am 06.08.1920 begann Wilhelm Schnurbusch mit der Montage der beiden Flugzeuge. Am 26.08.1920 konnten dann erste Flugversuche begonnen werden, die letztlich zu allerlei konstruktiven Veränderungen führten. So war der Kühler dem heißerem Klima anzupassen, das Benzin war ein anderes als in Deutschland, mit Schwimmern lagen keine Erfahrungen vor und die Tragfähigkeit genügte nicht den Anforderungen an eine Post- und Passagierbeförderung. Trotzdem konnte schon wenige Tage später, am 05.09.1920, der erste längere Flug nach El Banco vollzogen werden. Am selben Tag fand die Taufe des Flugzeugs auf den Namen „Colombia“ in Veranillo statt. Am 10.09. folgte der erste Flug von Barranquilla in das 500 Kilometer entfernte Puerto Berrio, sodass nunmehr die Hälfte der Gesamtstrecke flugtechnisch erprobt war. Stuart Hosie (Gründungsmitglied) begleitet die Mission als erster Passagier. Der Rückflug fand am 14.09.1920 statt.


Knapp einen Monat später wurde der erste offizielle Postflug am 19.10.1920 von Barranquilla nach Girardot verwirklicht. Die Startzeit für diesen legendären Flug war um 7 Uhr morgens. Am selben Tag erreichten Hellmut von Krohn und Wilhelm Schnurbusch mit der „Colombia“ den Hafenort Puerto Berrio. Der Flug wurde am Folgetag um 10 Uhr morgens fortgesetzt, sodass sie in der Hafenstadt Girardot am 20.10.1920 um 12 Uhr mittags nach insgesamt vier Notlandungen wassern konnten. Die zweite F 13 folgte einige Tage später. Dieses wird sodann in ein Landflugzeug verwandelt. Dazu mussten die Schwimmer abgebaut und Räder angebaut werden. Flugversuche folgten. Die „Colombia“ trat die Rückreise an.


Am 12.12.1920 gelang der Direktflug in das 2.640 Meter hoch gelegene Bogota. Der Erzbischof taufte die F 13 am Folgetag auf den Namen „Bogota“. Anschließend gesteht die Regierung der Fluggesellschaft ein Flug- und Postrechtevertrag über 11 (andere Quellen sprechen von 7) Jahre zu. Von nun an konnte die Scadta rechtlich abgesichert Post, Fracht und Passagiere befördern. 


Im Jahre 1920 kam es zu ersten Begegnungen mit Dr. Peter von Bauer, der als Vertreter in Barranquilla zeitweise gearbeitet hatte. Im Ergebnis dieser Kontakte verkaufte er sein gesamtes geerbtes Vermögen in Österreich und legte es in Scadta-Aktien an. Die dadurch zugeflossene Summe von 100.000 US-Dollar gilt heute als bedeutsame Finanzspritze, die letztlich den Grundstein dafür legte, dass die noch junge fast bankrotte Fluggesellschaft expandieren (u. a. Neukauf weiterer Flugzeuge) und erfolgreich sein konnte. Aufgrund seines Aktienanteils wurde er im selben Jahr noch Leiter der Scadta. Seine besonderen Aufgaben bestanden darin, die Werbung zu forcieren, das Postwesen für Auslandskunden verfügbar zu machen und eine wissenschaftliche Abteilung zu gründen. Exaktere Datumsangaben sind leider bisher nicht verfügbar.


Die Scadta verfügte 1920 über zwei Flugzeuge.


1920

Am 02.01.1921 fragt Dr. Peter Paul von Bauer bei den Junkers-Flugzeugwerken nach den aktuellen Preisen für zwei weitere F 13 nach. Er wohnt zu dem Zeitpunkt in München. Mitte 1921 verpflichtet er den deutschen Ingenieur Hermann Kühl für die wissenschaftliche Abteilung der Scadta. Anschließend zieht von Bauer mit seiner Frau und den beiden Töchtern endgültig nach Kolumbien.


Bedingt durch eine fünf Wochen dauernde Typhus-Krankheit von Wilhelm Schnurbusch und damit unausgeführter Reparaturen kann der Flugverkehr erst wieder am 02.03.1921 aufgenommen werden. In unregelmäßigen Abständen werden bis zum 15.09.1921 insgesamt 26 Probeflüge mit nachgewiesenem Posttransport stattfinden. Die Scadta verfügt nun über vier Junkers F 13, die aufgrund verbesserter Motoren eine um 260 kg vergrößerte Ladekapazität besaßen. Am 19.09.1921 tritt ein regelmäßiger Flugplan mit dem gleichzeitigen Erstflug der Streckenerweiterung Girardot - Neiva in Kraft. Am 11.11.1921 folgte entlang der Karibikküste der Erstflug Barranquilla - Cartagena. Ende des Jahres wurde die Hauptlinie zweimal wöchentlich beflogen.


Am 17.10.1921 gelingt Hellmut von Krohn die Bewältigung der Strecke Barranquilla - Girardot und zurück an einem einzigen Tag. Am 28.10.1921 gründeten Peter von Bauer und Hermann Kühl die wissenschaftliche Abteilung der SCADTA, welche erste Luftaufnahmen anfertigte.


Ab dem Jahre 1921 flog die Scadta einmal wöchentlich. Sie verfügte über vier Flugzeuge. In Deutschland richten die Junkers-Werke eine Abteilung „Junkers-Luftbild“ ein. Mit ihr soll eine neue kartografische Aufnahmetechnik entwickelt werden, die die bisherigen Landvermesser-Verfahren deutlich verbessert.


1921

Am 12.01.1922 verhandeln von Dewitz und Fritz Hammer mit Hugo Junkers über Beteiligungen und den Kauf einer weiteren Maschine (späterer Name „Magdalena“). Am 30.03.1922 gelang Hellmut von Krohn der Weltrekord eines Non-Stop-Fluges über 1.000 Kilometer zwischen Girardot und Barranquilla. Zu einer weiteren Pioniertat kam es am 06.04.1922, als Hellmut von Krohn erstmals die 1.200-Kilometer-Strecke Barranquilla-Cali nonstop bewältigte.


Am 16.04.1922 wird erstmals Post auf der Strecke Barranquilla - Medellin befördert. Dabei wird sie auf der Strecke Barranquilla - Puerto Berrio mit dem Flugzeug und anschließend mit der Bahn transportiert. Die vom Dezember 1920 vormals beschädigte und nun reparierte F 13 „Bogota“ wird am 19.05.1922 nach Girardot überführt. Der erste offizielle Scadta-Bericht wird im Juli 1922 veröffentlicht. Danach besteht der Flugzeugpark der Scadta aus 6 Flugzeugen.


Im August 1922 geht mit General Pedro Nel Ospina erstmals ein kolumbianischer Präsident auf Dienstreise mit einem Flugzeug. Er fliegt die Strecke Puerto Berrio - Girardot. Am 15.12.1922 wurde ein zweiter Vertrag mit der kolumbianischen Regierung geschlossen, der die rechtliche Gleichstellung der Scadta-Agenturen mit den Nationalpostämtern festlegte. Die Scadta hatte nun das Recht und die Pflicht, alle Marken (also auch die Briefmarken Kolumbiens) zu entwerten. Bis zu diesem Zeitpunkt entwertete jeder seine Marken selbst, was zu einem deutlichen Mehraufwand der Nationalpost führte, denn die Luftpost wurde ausschließlich in den Scadta-Agenturen aufgegeben. Aus dem Zeitraum 1921/22 sind viele Belege auch dahingehend frankiert worden, dass sich die Scadta-Marken auf der Briefrückseite befinden.


Die Scadta verfügte über sieben Flugzeuge.


1922

Zu Beginn diesen Jahres verursachte der Pilot Oswald Schütz am 04.02.1923 einen Unfall, da die tatsächliche Zuladung um 100 kg höher war als in Bogota gelistet. Sein Flugzeug, die „Bogota“ erlitt schwere Schäden, da sich die Maschine vorn überschlug. Der Mechaniker wurde am Unfallort vermisst. Einen Tag später, also am 05.02.1923 fand man die Leiche 10 Kilometer stromabwärts. Die anderen Passagiere (zwei Herren, eine Dame und ein 4 Monate altes Kind) konnten gerettet werden.


Am 19.07.1923 transportierte die Fluggesellschaft im Auftrage der Regierung Gold und Währungsreserven im Wert von 3,5 Millionen Pesos zuverlässig von Puerto Berrio nach Girardot. Das Geld wurde schnellstens benötigt, um einen unvorhergesehenen Run auf die Staatsbank überstehen zu können.


Im Jahr 1923 wurde eine Tochtergesellschaft der Scadta mit dem Namen COSADA für eine neu zu errichtende Fluglinie zwischen Barranca Bermeja / Puerto Wilches und der Regionalhauptstadt Bucaramanga gegründet. Regionale Kapitalgeber und die Scadta selbst finanzierten dieses Projekt. Von dem Geld wurde ein Landflugzeug Dornier Komet II gekauft. Das Kaufdatum ist nicht bekannt. In der Folge wurden eine kleine Landebahn, eine Werkstatt und ein Hangar in Bucaramanga gebaut. Damit war das vorhandene Kapital von 70.000 Pesos aufgebraucht. 


In der Planung der Gesellschaft war der beabsichtigte Kauf von Land auf der Insel Curacao (Niederländische Antillen), um so eine Treibstoff-, Reparatur- und Landebasis für einen Karibikverkehr aufbauen und betreiben zu können. Die damaligen geschäftlichen Beziehungen konnten 1925 für die Montage von Dornier Wal-Booten genutzt werden.


Ab dem Jahre 1923 flog die Scadta zweimal wöchentlich. Ansonsten wurde die geschäftliche Stabilisierung der Scadta fortgesetzt.


1923