In den ersten Tagen des Monats Januar fuhr der für die Scadta von Hellmut von Krohn angeworbene Pilot Herbert Boy mit dem holländischen Dampfer „Crijnssen“ von Amsterdam nach Puerto Colombia. Er wurde jedoch nicht sogleich als Pilot eingestellt, da der Bedarf an Piloten gedeckt war. Deshalb nahm er Tätigkeiten in der Poststelle und als Mechaniker für 80 Pesos Monatsgehalt an. Er sollte noch im selben Jahr eine Anstellung als Pilot erhalten, da sich zu Pfingsten ein tragisches Umglück ereignete.


Am Pfingstsonntag, dem 08.06.1924 startete gegen 14 Uhr das Flugzeug „Tolima“ anlässlich der Feierlichkeiten zur Eröffnung einer neuen Verbindung des Überseehafens mit dem Scadta-Flughafen zu einer Werbeaktion, die den Abwurf von Flugblättern über Barranquilla vorsah. Hellmut von Krohn flog die Maschine in der sechs weitere Personen saßen. Das Flugzeug stürzte ab und alle Insassen, auch der Mechaniker Wilhelm Fischer, kamen ums Leben. Der plötzliche Tod des besten Piloten riss eine Lücke in die Gesellschaft. Herbert Boy sollte seinen Platz einnehmen.


Aufgrund der Nachfrage von Regierungspersonen und Vertretern der Wirtschaft (insbesondere der Ölkonzerne) werden weitreichende Pläne zur Streckennetzerweiterung gefasst. Man möchte größere Distanzen in möglichst kurzer Zeit überwinden. Dazu sind aber neue und stärkere Flugzeugtypen notwendig, die selbstverständlich ihren höheren Preis haben, den die Scadta so nicht alleine aufbringen kann. Deshalb unternahm Fritz Hammer mehrere Gespräche mit deutschen Geschäftspartnern in Deutschland. In deren Ergebnis unterzeichnen am 05.05.1924 die Aero Lloyd AG (später Lufthansa) und die Hamburger Handelsfirma Schlubach-Theimer gemeinsam mit der Scadta einen Vertrag, der die Gründung des „Kondor Syndicates“ vorsah. Zunächst sollte diese neue Gesellschaft den Absatz deutscher Flugzeuge im Ausland fördern, 1927 ging daraus die brasilianische Fluggesellschaft „Condor“ hervor. Sie bildete den Grundstein für den transatlantischen Südamerikaverkehr ab 1933.


Für das COSADA-Projekt wurden vergeblich (u. a. auch in Deutschland) neue Geldgeber gesucht. Die ausgepackte und montierte Dornier Komet steht mehr als fünf Monate im Hangar. Die Vorbereitungen einer zweiten neuen Landlinie im Cauca-Tal zwischen Medellin und Cali liefen auf Hochtouren. Zu diesem Zweck wurde eine weitere Tochtergesellschaft (LIADTCA) gegründet. Unter der Leitung des Italieners Guicciardi wurden entsprechende Einrichtungen und Landebahnen gebaut. Am 23.05.1924 erfolgte ein erster Versuchsflug, auf dem auch Post (insgesamt 42 Briefe) mitgenommen wurde. Allerdings verunglückte die Fokker-Maschine.


Im Juli 1924 sollte sich ein weiteres Unglück ereignen, bei dem das Flugzeug „Santander“ bei Girardot 6 Meter tief in den Fluss stürzte. Personenschaden gab es nicht, der verantwortliche Pilot wurde sofort entlassen. Damit war die Hälfte des Flugzeugparks und einiges Personal nicht mehr verfügbar. Diese Lücken mussten partiell geschlossen werden, sodass die Junkers F 13 „Caldas“ von der wissenschaftlichen Abteilung abgezogen wurde. Der Flugplan konnte dadurch zu 100 % gehalten werden.


Am 08.11.1924 wurde das Gesetz Nr. 31 vom kolumbianischen Kongress erlassen. Es sah u.a. eine einmalige Subvention in Höhe von 80.000 Pesos für die Scadta im Jahre 1925 vor. Dreiviertel des Geldes (60.000 Pesos) waren zweckgebunden. Sie sollten für technische Versuche und den Kauf und die Indienst-Stellung eines Wassergroßflugzeuges Dornier Wal J verwendet werden.

1924

1925

Die Generalversammlung der Scadta fand am 27.02.1925 statt. Die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr betrug 5 % trotz der Totalverluste der Flugzeuge „Bogota“ und „Tolima“. Der Luftpostmenge nahm um 33 % zu.  Am 02.03.1925 wurde das Projekt der Liadtca endgültig wegen finanzieller, topografischer und technischer Probleme aufgegeben. Am gleichen Tag wird beschlossen, dass die wissenschaftliche Abteilung zur Realisierung eines Großauftrages wieder voll einsatzfähig gemacht werden soll. Im April 1925 vergrößert die Scadta die wissenschaftliche Abteilung und kauft alle erforderlichen Geräte zur Luftbilderfassung und -auswertung ein. Innerhalb von 16 Tagen werden 10.000 Quadratkilometer des Grenzgebietes Kolumbien-Venezuela fotografiert. Es entstehen 1.800 Aufnahmen, die die Grundlage für Vermessungen und geografische Karten bilden. Eine Erkundung von Land aus wäre wesentlich aufwendiger und durch kriegerische Indianerstämme auch nicht ungefährlich.


Bis spätestens Mitte 1925 sollte das Subventionsgeld der Regierung überwiesen werden. Damit konnte Fritz Hammer Anfang 1925 den Kauf der Dornier Wal J in Deutschland in Angriff nehmen. Das „Kondor-Syndikat“ kaufte zwei Flugzeuge diesen Typs. Sie wurden in sehr große Kisten verpackt und mit dem Schiff nach Amerika verschickt. Eine Anlandung in Puerto Colombia scheiterte daran, dass die Flugzeugteile per Eisenbahn nach Barranquilla gebracht werden mussten. Die geringe Größe der querenden Brücken schien diesen Transport als nicht realisierbar. Daher wurde im Vorfeld auf der holländischen Karibikinsel Curacao ein größeres Grundstück sehr günstig gekauft. Hier war die Montage der beiden Flugzeuge geplant. Am 08.04.1925 erfolgte dann die Überführung nach Kolumbien. Beide Flugzeuge besaßen noch eine italienische Kennzeichnung. Ein Probeflug wurden mit der späteren „Pacifico“ von Barranquilla nach La Guaira und Curacao durchgeführt. Es schlossen sich insgesamt vier lokale Flüge ab Curacao an. Passagiere mussten dafür 20 Dollar bezahlen. Die erste Luftpost ab Curacao nach La Guaira und Maracaibo wurde gleichfalls befördert. Passagiere diesen Fluges mussten 70 Dollar bezahlen. Personen über 70 Kilogramm Gewicht bezahlten für jedes Kilogramm einen Dollar extra. Am 04.07.1925 flog das Flugzeug erstmals die Insel Aruba (gleichfalls Niederländische Antillen) an. Es landete in Oranjestad mit dem Gouverneur Brandtjes an Bord. Nach diesen zahlreichen Rund- und Probeflügen in einer für den Luftverkehr unerschlossenen Gegend wurden die beiden Flugzeuge am 02.08.1925 auf die Namen „Atlantico“ und „Pacifico“ getauft.


Da alles zur Zufriedenheit verlief startete die „Pacifico“ am 25.06.1925 zu einem Erstflug nach Maracaibo (Venezuela). Post wurde mitgenommen. Am 05.08.1925 wurde ein dritter Dornier Wal J für die Scadta ausgeliefert. Er erhielt den Namen „Colombia“.


Am 10.08.1925 sollten sie gemeinsam auf einen für 6 Monate geplanten Erkundungsflug durch Mittel- und Nordamerika starten. Fritz Hammer und der neu für die Scadta gewonnene Friedrich Freiherr von Buddenbrock lenkten die Maschinen. An Bord befand sich auch Dr. Peter Paul von Bauer. Er wollte den Regierungen die Idee eines transamerikanischen Flugnetzes erläutern und entsprechende Flugrechte erhalten. Die Strecke sah folgende Landeplätze vor: Cartagena - Colon (Panama - 12.08.1925) - Puerto Limon (Costa Rica - 15.08.1925) - Managua (Nicaragua - 17.08.1925) - Amapala (Honduras - 20.08.1925) - La Libertad (El Salvador - 20.08.1925) - San Jose (Costa Rica) - Puerto Barrios (Honduras) - Yucatan und Cozumel (Mexiko) - Havanna (Kuba - 24.08.1925/19.09.1925) - Palm Beach (USA). Von einigen Regierungen erhielt man Lande- und Überflugrechte, die USA jedoch verweigerten dies den Gästen. Von Bauer schlug unter anderem ein Joint Venture mit einem Flugunternehmen im Bundesstaat Delaware vor. Es nützte alles nichts, auch wenn hochrangige Vertreter der Post- und Handelskammer die Idee befürworteten. Das Kriegsministerium wollte ihre Hoheit über den für die Kriegsführung wichtigen Panamakanal in keinster Weise aufgeben, auch nicht in Form einer verschleierten Tochtergesellschaft der Scadta. Die US-Administration befürchtete einen zu starken Einfluss der Scadta im mittelamerikanischen Raum und unternahmen in der Folge alles, um selbst die Vorherrschaft zu erlangen. Höchst beunruhigt über die aktuellen Entwicklungen schlugen Major Henry Arnold und Major Carl Spaatz die Gründung einer reinen US-amerikanischen Fluggesellschaft als Gegengewicht zur deutsch-kolumbianischen Fluggesellschaft vor. Damit war dieser Scadta-Flug der Anlass für die Gründung der Pan American Airways in den USA. Noch im Jahr 1925 wurde der Air Mail Act von allen Ländern Amerikas unterzeichnet.


1926

Von seiner Mission aus Washington nach Havanna zurückgekehrt wird allen Beteiligten deutlich, dass die wirtschaftliche Mission dieses Erkundungsfluges gescheitert ist. Ein Motor war den Anforderungen nicht gewachsen, sodass ein Ersatzmotor in Deutschland bestellt werden sollte. Man bekam für diesen Import Schwierigkeiten mit dem kubanischem Zoll. Letztlich wurden beide Flugzeuge zerlegt und nach Deutschland zur Generalüberholung mit dem Dampfer „Rio Bravo“ verschifft. Noch im Jahr 1926 gelangten beide Flugzeuge mit veränderten Motoren wieder nach Kolumbien. Fritz Hammer war von den Ergebnissen der Mittelamerika-Expedition so enttäuscht, dass er bei der Scadta kündigte und nach Brasilien ging. Hier gründete er mit brasilianischen Geschäftsleuten die Fluggesellschaft „Condor Sindicato“. Der Dornier Wal J „Atlantico“ wurde von der Scadta an diese Gesellschaft verkauft und im November 1926 über Chile nach Argentinien überführt. Von dort startete sie am 17.11.1926 zu einem Flug von Buenos Aires nach Rio de Janeiro. Ab 07.05.1927 gehörte sie offiziell zum Flugpark der Condor Sindicato.


Der zweite Dornier Wal J, die „Pacifico“ stürzte während der Rückführung über venezolanischem Territorium nördlich des Maracaibo-Sees ab und ging für immer verloren. Die Besatzung kam mit ein paar Schrammen davon.


Am 24.03.1926 wurde mit einem Erstflug offiziell die Strecke Puerto Wilches - Bucaramanga der COSADA eröffnet. Der Rückflug fand am 27.03.1926 statt. Damit verkürzte sich die beschwerliche Reise per Pferd, Esel oder zu Fuß von 4 bis 5 Tagen auf ca. eine Stunde Flugzeit.


Am 08.06.1926 starb Helmut Krüger den Fliegertod. Nähere Angaben sind bisher nicht bekannt.


Im Jahre 1926 wurde ein Flugzeug des Typs Dornier Merkur geliefert. Ab dem Jahre 1926 flog die Scadta dreimal wöchentlich.


1927

Zur endgültigen Klärung der Flugrechte in Amerika fand im Mai 1927 die Washingtoner Konferenz (Inter-American Conference on Commercial Aviation) statt. Da man sich nicht in allen Punkten einig wurde, beschloss man eine zweite Konferenz im Folgejahr. Dennoch wurden einige Übereinstimmungen erzielt, die es der Scadta ermöglichten, die Errichtung einer Pazifik-Linie in Richtung Ekuador in Angriff zu nehmen.  Der erste Direktflug wurde am 23.10.1927 mit dem Flugzeug „Boyaca“ durchgeführt. Pilot war Herbert Boy und Wilhelm Schnurbusch saß ihm als Ingenieur bei. Im Vorfeld wurde von den USA veranlasst der Scadta nicht gestattet, Panama für diesen Flug zu überfliegen, sodass man die Route über ein großes Sumpfland in der Provinz Choco legen musste. In Buenaventura angekommen, begannen beide mit dem Aufbau eines Flughafens (Werkstatt, Hangar, Anlegestelle, Wirtschaftsgebäude) außerhalb der Stadt. Der Rückflug fand am 26.10.1927 statt. Post wurde auf beiden Strecken befördert.


Im November beschließt das Auswärtige Amt in den USA, dass die im Oktober 1927 gegründete kleine Fluggesellschaft Pan American Airways Linien in ganz Südamerika einrichten soll. Durch die Foreign Air Mail Acts von 1928 und 1929 wurde der PAA sämtliche Unterstützung seitens der US-Regierung vor allen anderen US-Fluggesellschaften gewährt.


Im Jahre 1927 wurde ein weiteres Flugzeug des Typs Dornier Merkur geliefert. Ab dem Jahre 1927 flog die Scadta viermal wöchentlich.


1928

Ab 02.04.1928 wurde die Hauptline Barranquilla - Girardot täglich außer sonntags beflogen.


Die zweite Konferenz zur endgültigen Klärung der Flugrechte in Amerika fand in Havanna statt. Wichtigste Ergebnisse sind das Überflug- und Landeverbot nicht-US-amerikanischer Flugzeuge für die Kanalzone, das Verbot nicht-kolumbianischer Flugzeuge für den Inlandsverkehr von Kolumbien und die Festlegung bestimmter Lande- und Abflughäfen jeden Landes für ausländische Flugzeuge. Damit konnte kein nicht-US-amerikanisches Flugzeug die Nord-Südrichtung bewältigen, denn ein Überflug über die Karibik war aufgrund der geringen Reichweite der Flugzeugtypen nicht möglich.


Damit stand für die Scadta fest, dass nunmehr der internationale Flugverkehr nach Ekuador und Peru ausgebaut werden muss. Am 29.04.1928 starteten morgens um 5 Uhr 30 Herbert Boy als Pilot und Hermann Kühl als Leiter der Luftbildabteilung mit der F 13 „Boyaca“ von Buenaventura aus in Richtung Guayaquil. Sie landeten dort sicher gegen 5 Uhr nachmittags auf dem Guaya-Fluss. Unterwegs bei der Überquerung des Äquators goss Hermann Kühl nach alter Seemannstradition dem Piloten ein Glas Wasser über den Kopf.


Knapp einen Monat später, also Ende Mai, genehmigte der ekuadorianische Präsident, Herr Ayora, der Scadta das alleinige Recht für einen Flugverkehr in Ekuador inklusive der Beförderung von Post und der Herausgabe eigener Briefmarken. Finanzielle Unterstützung gab es nicht. Außerdem mussten bis zu 3 Kilogramm Post der ekuadorianischen Regierung unentgeltlich, also ohne Luftpostzuschlag, befördert werden. Damit wurden wesentliche Bedingungen der Vertragsbeziehungen mit Kolumbien auf Ekuador übertragen. Schon am 10.06.1928 ging es per Flugzeug erstmals von Barranquilla über Buenaventura nach Guayaquil. Der Rückflug war am 16.06.1928. Nach diesem erfolgreich durchgeführten Erkundungsflug über die gesamte Strecke folgte am 27.07.1928 der erste reguläre Hinflug. Der Rückflug begann am 30.07.1928. Wieder einen Monat später wurde die Interozeanische Linie Barranquilla - Guayaquil am 25.08.1928 mit einem offiziellem Erstflug eröffnet. Der Rückflug fand am 28.08.1928 statt. Von nun an sollte diese Linie zunächst 14-tägig, später wöchentlich, beflogen werden. Zwischenlandeplätze in Ekuador waren die Pazifik-Hafenstädte Ambato, Esmeraldas und Bahia de Caraquez.


Nachdem die Eröffnung der Flugroute nach Ekuador unproblematisch verlief wurde sogleich mit der Planung der Erweiterung nach Peru begonnen. Auf ihrem vierten Flug in Richtung Ekuador am 20.10.1928 startete die Maschine von Barranquilla mit neuem Endziel Paita in Peru. Der Rückflug begann am 22.10.1928. Es war allerdings der einzige Postflug der Scadta nach Peru, denn die US-Amerikaner breiteten sich von Peru in Richtung Norden mittels der eigens gegründeten Fluggesellschaft PANAGRA aus. Die peruanische Regierung konnte dazu bewogen werden, das die alleinigen Flugrechte dieser Gesellschaft zugesprochen wurden.


Um die Beziehungen zur USA zu verbessern startete der kolumbianische Flugkapitän Benjamin Mendez am 23.11.1928 zu einem Goodwill-Flight von New York nach Bogota. Der Flug musste auch aufgrund technischer Probleme immer wieder unterbrochen werden. Am 01.12.1928 erreichte er Colon sowie am 30.12.1928 Barranquilla und anschließend Girardot. Es wurden nur 25 Briefe befördert, wovon bisher fünf bekannt sind.


Zur technischen Unterstützung wurde der Flugzeugpark 1928 um eine Junkers W 33, vier Junkers W 34 und fünf englische De Havilland „Moth“ vergrößert. Die englischen Maschinen sollten vor allem für Erkundungs-, Post- und Sonderflüge eingesetzt werden.

(Nach Angaben
aus der Sammlung von Deborah Friedmann)